ABFALLRATGEBER BAYERN

Ressourceneffizienz durch Abfallvermeidung und Wertstoffseparation

Bei Gewerbe und Verwaltung, in Schulen, Hochschulen und sonstigen Bildungseinrichtungen gibt es mehr oder weniger große Potenziale, Abfälle zu vermeiden oder nicht zu vermeidende Abfälle schon dort, wo sie anfallen, nach Wertstoffen und Restmüll zu trennen.

Folgende Gewerbebranchen sind in ihrer speziellen Abfallentstehung zu unterscheiden:

  • Architektur, Bau- und Abriss-Gewerbe
  • Büros
  • Gastronomie und Hotellerie
  • Großveranstaltungen
  • Handel
  • nicht produzierende Handwerksbetriebe
  • Kliniken, Arztpraxen und therapeutische Einrichtungen, Apotheken
  • Lebensmittel von der Herstellung bis zum Verbrauch
  • produzierendes Gewerbe

Abfälle sollten mit Hilfe betriebsinterner Maßnahmen in erster Linie vermieden werden, da dann keine oder wesentlich weniger Energie benötigt wird und entsprechend keine oder wesentlich weniger Emissionen und Kosten zur Behandlung entstehen. Sind sie jedoch angefallen, sollten verwertbare Materialien getrennt erfasst werden, um eine jeweils hochwertige Verwertung zu ermöglichen (Kreislaufführung bzw. Recycling). Erst aus Abfallgemischen zu separieren, wäre aufwendiger und im Trennergebnis zumeist unbefriedigend. Geforderte Maßnahmen müssen technisch möglich/wirtschaftlich zumutbar sein und soziale Folgen berücksichtigen. Ökologisch und betriebsökonomisch gleichermaßen zu empfehlen wären Abfallwirtschaftskonzepte und -bilanzen auch bei Gewerbe, Verwaltung und Bildungseinrichtungen, wie derzeit nur von den Kommunen gefordert. Ressourceneffiziente Maßnahmen helfen in der Regel, auch Kosten zu reduzieren.

Architektur, Bau- und Abrissgewerbe

Von einem gelungenen, nachhaltigen architektonischen Entwurf einer Neuplanung darf ggf. erwartet werden, dass er nicht nur umliegende Bauten (Ensembleschutz), sondern so möglich und im Einzelfall auch sinnvoll die bisherige oder historische Nutzung (Entwicklung eines aus dem anderen heraus, z. B. „Lofts“ oder Museen etc. in ehemaligen Fabrikbauten) oder für die Weiternutzung hierfür geeigneter Elemente mit berücksichtigt. Dadurch erhalten gebliebene Bausubstanz würde weiter verwendet und somit als Abfall vermieden. Dann sollten lediglich Baustoffe eingesetzt werden, deren Entsorgung zum Zeitpunkt der Planung bereits absehbar nicht eines Tages zum Problem wird.
Ein hochwertiges Baustoffrecycling kann nur über den getrennten Ausbau einzelner Baustoffe optimal funktionieren. Beton, Ziegel, Gipsbruch, Fliesen, Kacheln, Glas und Pflastersteine nachträglich voneinander zu trennen, ist sehr aufwendig, unbefriedigend und kostspielig. Ziel muss sein, gewonnene Baustoffe qualifiziert gleich neuen Baustoffen wieder einzusetzen, bei nachgewiesen gleicher Qualität.

Büros

Hierunter fallen Kanzleien, Büros in Praxen, Reisebüros, Verwaltungseinheiten etc. Auch den Büros kann nur empfohlen werden, ein betriebliches Abfallkonzept zu erstellen und sich falls notwendig hierzu von kompetenter Seite und – angepasst an die spezielle Situation (z. B. Standard der Einrichtung wie Miniküche; Bad etc.) – beraten zu lassen. Das papierlose Büro wird es nicht geben, es könnten aber Wettbewerbe gestartet werden, um einen Rückgang des Papierverbrauchs anzustoßen.

Es geht es um Geschäftspapier (Blauer Engel, Recyclingpapier, verminderte Stärken in g/m2, Standardeinstellung: doppelseitiger Druck, Notizzettel aus unbeschriebenen Rückseiten etc.), hochwertiges Recyclingtoilettenpapier, Seifenspender, umweltverträgliche Büroartikel, Nutzung wiederbefüll- oder sogar wiederaufarbeitbarer Tonerkartuschen/Tintenpatronen (entsprechend der Norm DIN 33870:2001 für Tonermodule bzw. der DIN 33871-1:2003 für Tintenmodule), Nahrungsmittel mit weniger Verpackung, Trennung nach Wertstoffen und Restmüll etc.

Gastronomie und Hotellerie

Gerade im Gastronomiegewerbe wären Konzepte sehr hilfreich, Wege zu entwickeln, der Lebensmittelverschwendung entgegenzutreten (z. B. durch Kauf kleinerer Mengen frischerer Lebensmittel, mit der Konsequenz, dass Speisen auch mal “ausgehen“, kleinere Portionen mit der Möglichkeit des Nachschlags/Supplements), Garten mit Eigenanbau und Kompostierung, Getränke nur aus Zapfanlagen, in Mehrwegflaschen und als Frischgepresstes, keine Portions-Verpackungen, Tuchservietten etc.

In der Hotellerie ist ein Verzicht auf alle Einwegmaterialien und Portionsverpackungen in den Bädern und beim Frühstück denkbar. Soweit möglich, Ausstattung von Minibars oder Getränke-Automaten nur mit Mehrwegflaschen, frisch gepresste Säfte zum Frühstück, Marmelade und Honig aus größeren Behältnissen als Gläsern, Werbebroschüren nur auf Anfrage, ansonsten online zur Verfügung stellen, Weiteres unter „Büros“.

Großveranstaltungen (auch Littering in Parks etc.)

Hier gilt es Konzepte zu entwickeln, Sicherheit und Mehrweg vor allem in Stadien unter einen Hut zu bringen. München hat auf Großveranstaltungen das Einwegverbot und die Trennpflicht zur Verpflichtung erhoben. Ist es in Parkanlagen etc. unzumutbar zu verlangen, von zuhause Mitgebrachtes auch zuhause zu entsorgen (Parkordnung)? Es müssen Lösungen gefunden werden, das allseits beklagte, aber hingenommene Müllproblem auf Erholungsbereichen an Feierabenden und Wochenenden einzudämmen. Ohne Regeln, Kontrolle und Bußen wird das nicht gehen.

Handel

Gehandelt wird heutzutage von kleinen Geschäften aus bis zu riesigen Centern oder Galerien, ebenso wie zunehmend auch online. Gehandelt wird alles, vom leicht Verderblichen bis zu Dingen, die einen das Leben begleiten. Der Online-Handel nimmt beispielsweise fehlerhafte elektronische Ware nicht mehr zurück, sondern leitet sie gleich dem Recycling zu. Diese Art von Ware hat keine Chance mehr auf Reparatur, Reparaturbetriebe keine Chance mehr auf diese Ware. Die weltweit gehandelten Waren erscheinen so eng kalkuliert, die Logistik lediglich auf den Hinweg ausgerichtet und die Wirtschaft so gewinn- und verbrauchsorientiert, dass ein nachhaltiges Handeln zumindest in Teilbereichen nicht funktioniert und Ressourceneffizienz außen vor bleibt. Hier hat sich eine neue Variante der Wegwerfgesellschaft etabliert, ganz im Gegensatz zum Auftrag des Europäischen Parlaments und Rates, Europa zu einer Recycling-Gesellschaft zu entwickeln. Hier sollen Tendenzen aufgezeigt sein, nicht der Handel generell in ein schlechtes Licht gerückt werden.

Beim Handel sind daher Abfallwirtschaftskonzepte dringend notwendig, vom Kleinen bis hin zum Großen.

Nicht produzierende Handwerksbetriebe

Die Vielzahl verschiedenartiger Handwerksbetriebe soll hier gar nicht im Einzelnen dargestellt werden. Jeder Betrieb hat Bedingungen, an denen er ein betriebliches Abfallwirtschaftskonzept ausrichten wird, sei das jetzt an wenigen Beispielen umrissen ein Elektriker, ein Friseursalon, ein Gebäudereiniger, eine Kraftfahrzeug- oder auch Fahrradwerkstätte, eine Schneiderei, eine Schreinerei, ein Steinmetz oder eine Wäscherei. Eine ganze Reihe der genannten Branchen ist auch in der Reparatur von Gegenständen tätig und hilft so, deren Lebensdauer zu verlängern bzw. Abfälle zu vermeiden. In den Betrieben sollten Gewerbeabfälle soweit möglich vermieden und als nicht vermeidbare Abfälle getrennt einzelnen Fraktionen als Wertstoff einer stofflichen oder auch energetischen Verwertung zugeführt werden. Die Abfälle zu trennen, sollte sich für den Betrieb im Sinne eines Ökoprofits auch lohnen.

Kliniken, Arztpraxen und therapeutische Einrichtungen, Apotheken

Es werden nicht zu selten zu große Arzneimittelpackungen verschrieben oder überhaupt Mittel, die vom Patienten schon vorhersehbar nicht eingenommen werden.

In Kliniken und Arztpraxen kann immer wieder beobachtet werden, dass Verpackungsmaterial in nicht unbedeutenden Mengen zusammen mit verunreinigten, potenziell infizierten Abfällen als Restmüll entsorgt wird. Das ist ressourcenineffizient und teurer als die Wertstofftrennung. Solange diese Kosten aber auf die Kassen und damit auf den Versicherten umgelegt werden können, besteht häufig wenig Anlass, den guten Erfahrungen aus den Ökoprofit-Projekten beispielsweise in München zu folgen (Gewinn durch Umweltschutz).

Lebensmittel von der Herstellung bis zum Verbrauch

Die seit einiger Zeit thematisierte Lebensmittelverschwendung ist nicht nur Sache der Haushalte. Sie scheint bei der Produktion zu beginnen, hier auch der Förderung von Überproduktion, setzt sich fort mit überzogenen Forderungen bei der Produktnormung (z. B. Radius der Gurke, Größe der Äpfel), auch von Seiten des Handels und der Verbraucher (Forderung nach Makellosigkeit; das führt zu Verdrängung einheimischer Sorten nicht nur bei Äpfeln) und umfasst manchmal auch eine zu großzügige Vorratshaltung bei Handel und Restaurants.

Produzierendes Gewerbe

Produzierende Unternehmen sollten ihre Abfälle (in der Regel wohl vor allem Monoabfälle) mit Hilfe technischer und organisatorischer Maßnahmen zu minimieren versuchen. Abfälle, die sich nicht vermeiden lassen, sollten bereits am Ort ihrer Entstehung getrennt erfasst werden. Hierzu kann ein Abfallwirtschaftskonzept mit nachfolgender Bilanzierung empfohlen werden, das sich auch ausführlich mit der Vermeidung von Abfällen befasst.

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