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Abfall vermeiden im Online-Handel

Mehrwegartikel aus Glas und Holz

Mengen und Abfallarten im Online-Handel

Der Online-Handel boomt. Durchschnittlich gibt jeder rund 500 Euro pro Jahr in Internet-Shops aus. Auf diese Weise werden allein in Deutschland jährlich etwa eine Milliarde Pakete nach Hause geliefert. Der Marktanteil der Geschäfte im Internet wächst ständig. Häufig werden folgende Gründe für diese Wahl des Einkaufs angeführt: Bequeme Bestellung, Einkaufsmöglichkeit unabhängig von Öffnungszeiten, schnelle Lieferung, große Auswahl und oft günstiger als im Geschäft vor Ort.
Doch was ist mit den Abfällen, die dabei entstehen? Die Waren werden ja versandt. Also müssen sie verpackt werden, damit sie transportiert werden können. Die Transportverpackungen bestehen in der Regel aus Kunststoff, Kartonnagen und/oder Papier. Als Transportverpackung unterliegen diese dem Verpackungsgesetz (VerpackG). Sie werden vom Verbraucher in der Regel in die Papiertonnen und die Verpackungssammlungen der Kommune vor Ort gegeben.

Retouren, also aus diversen Gründen zurückgegebene Waren, werden nach Angaben der Online-Händler wieder in den Verkauf gebracht, sofern es sich noch um verkaufsfähige Ware handelt. Was verkaufsfähig ist, entscheidet der Händler. Nicht verkaufsfähige Ware, z. B. Lageraltbestände oder nicht mehr tragfähige Bekleidung werden soweit möglich an geeignete Recycler gegeben. Wenn ein Recycling oder eine Reparatur entweder technisch oder wirtschaftlich nicht mehr möglich ist, dann müssen diese Waren entsorgt werden.

Möglichkeiten der Abfallvermeidung

Der beste Abfall ist der, der gar nicht erst entsteht. Welche Möglichkeiten gibt es im Online-Handel, Abfälle zu vermeiden? Die nachfolgende Übersicht nennt beispielhaft einige Maßnahmen der verschiedenen Akteure in der Wertschöpfungskette. Sie ist nicht abschließend.

Bürger/Kunde

In erster Linie bestimmt das Einkaufsverhalten des Kunden den Grad der Abfallvermeidung. Nachfolgende Aspekte sind eine Auswahl an Maßnahmen, über die der Kunde entscheidet, ob Abfall entsteht oder nicht:

  • Nur das bestellen, was man wirklich braucht

Alles was zu viel bestellt wird, muss zunächst unter Einsatz von Rohstoffen und Energie hergestellt werden. Meist entstehen bereits bei der Erzeugung Produktionsabfälle. Hat der Kunde bei Erhalt keine Verwendung für die Waren, da er mehr bestellt hat als er letztendlich benötigt, nutzt er die angebotenen Umtauschmöglichkeiten. Dadurch gehen die Waren als Retouren zurück zum Händler. Dazu müssen die Waren mittels Lkw und/oder Bahn erneut transportiert werden. Neben ggf. zusätzlichen Verpackungen führt dies u.a. zu zusätzlichem Lkw-Verkehrsaufkommen auf den Straßen und damit zu weiteren Umweltbelastungen wie Verkehrslärm und Feinstaubemissionen durch Reifenabrieb. Erleidet die retournierte Ware beim Zurückschicken einen Transportschaden, ist sie nicht mehr verkaufsfähig und kann bestenfalls recycelt werden.

  • Möglichkeit der Sammelbestellung und Sammellieferung nutzen

In der Regel bieten Online-Händler die Möglichkeit an, mehrere Bestellungen zu einer zusammenzufassen. Anstatt vieler einzelner Verpackungen genügt oftmals eine.

  • Nutzung von gebrauchten Verpackungen

Der eine oder andere Online-Händler bietet bereits an, dass die Ware in gebrauchten aber noch verwendbaren Versandkartons verpackt wird.

  • Entsorgung

Bei einer defekten Ware sollte vor einem Ersatzkauf geprüft werden, ob eine Reparatur möglich ist z.B. bei einem Repair – Café oder bei einem entsprechenden lokalen Handwerksbetrieb. Ist dies nicht möglich, oder wenn die Ware sogar noch funktionsfähig ist, dann sollte die Ware zu entsprechenden Rücknahmestellen z.B. Altkleidercontainern oder Elektroaltgerätesammelstellen gebracht werden.
Das Angebot zur Rückgabe von gebrauchten Altprodukten an Rücknahmestellen des Online-Handels ist derzeit zwar begrenzt, sollte aber auch genutzt werden.

Händler/Hersteller

Online-Handel findet nicht nur zwischen dem Kunden und dem Handel statt, sondern auch zwischen Kunde und Herstellern. Da der Online-Handel die oft schon fertig konfektionierte Ware direkt vom Hersteller bezieht und nur weiterreicht, gelten die nachfolgenden Aspekte auch für die Hersteller mit Online-Vertrieb.

  • Vermeidung von verschiedenen Verpackungsmaterialien

Das größte Problem im Recycling von Verpackungsabfällen ist die Trennung von Gemischen und Verbunden. Ein abfallvermeidender Grundsatz ist es, demnach so wenig verschiedene Verpackungen zu verwenden wie möglich. Verbundverpackungen wie z.B. kunststoffbeschichtetes Papier sollten weitestgehend vermieden werden.

  • Anbieten von Re-Use-Verpackungen

Gebrauchte Kartons von Lieferanten oder aus Retouren, die noch gebrauchsfähig sind, könnten wiederverwendet werden.

  • Detaillierte Warenbeschreibung

Je besser die Ware beschrieben ist, desto zielgerichteter kann der Kunde auswählen und nur das bestellen, was er wirklich benötigt und was seine Ansprüche erfüllt.

  • Effektives Retourenmanagement

Es wird unvermeidbar sein, dass Waren aus diversen Gründen zurückgeschickt werden. Hier ist ein effektives Retouren-Management hilfreich, damit verkaufsfähige Waren, ggfs. nach Reparatur, wieder angeboten werden können und die zu entsorgende Menge möglichst gering bleibt.

  • Hinweis: Mehrweg-Systeme

Die Vorteile eines Mehrweg-Systems sind hinreichend bekannt. Sie gelten auch im Versandbereich. Es gibt diverse Anbieter von mehrfach verwendbaren Transportboxen..

Gesetzgeber

Bislang sind Sachspenden mit dem vollen Umsatzsteuersatz behaftet. Eine Spende z. B. tragfähiger aber nicht mehr verkaufbarer Kleidung an Gebrauchtwarenkaufhäuser und vergleichbare Einrichtungen ist dadurch finanziell nicht interessant. Mit der aktuellen Novellierung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes möchte der Gesetzgeber hier Abhilfe schaffen.

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